Sicherheitsmaßnahmen im Streit’s
Gestern musste ich eine Karte für die Sneaks im Streit’s zurückgeben. Im Foyer stand ein Metalldetektor. Ein sehr ungewöhnliches Bild in diesem Kino. Ungewöhnlich in jedem Kino, möchte ich sagen. Neben dem Durchgang war ein großes Schild, auf dem etwas stand, wonach die Zuschauer Verständnis dafür haben mögen, dass keine Mobiltelefone erlaubt sein. Es ging um Filmpiraterie. Mobiltelefone sollten am Tresen abgegeben werden, man passe auf sie auf.
Ich vermute, es ging um eine Pressevorführung o.ä., die, da erinnere ich mich noch dran, auch im Streit’s stattfanden. Vielleicht wurden die neuen Abenteuer von Tim und Struppi vorgeführt.
Auf dem Schild stand noch mehr, aber oben stand das mit den Mobiltelefonen. Da kommt die Frage auf: Wer nimmt einen Film mit einem Telefon auf? Wenn ich mir vorstelle, zwischen anderen Leuten zu sitzen, die Popcorn essen, murmeln, sich räuspern, lachen – das wird ein mieser Piratenfilm.
Mal davon abgesehen, dass a.) ich bei Gott keinen Bock darauf hätte, die ganze Zeit über mein Telefon zu halten, b.) ich nicht weiß, ob ein ganzer Film auf ein Smartphone passt und c.) die Qualität bestimmt auch eher mies sein dürfte. Wer macht denn sowas?
Von der Schwierigkeit eine Filmkopie zu bekommen
Noch ein Gedanke zum großartigen Film Das Fenster zum Hof im (Noch-)Metropolis. Als der erste Schrecken ob der Ansage bezüglich des angedachten Abrisses des Kinos vorüber war, gab es noch eine „Insider“-Info, die bemerkenswert war.
Geht man heutzutage ins Kino und schaut sich einen groß produzierten Film an, einen Blockbuster, dann kommt es durchaus vor, dass so ein Streifen in jedem größeren und auch einigen kleineren Kinos in einer Stadt läuft. In den großen Palästen kann ein und der selbe Film sogar in mehreren Sälen gleichzeitig laufen. Daran hat man sich irgendwie gewöhnt. Der gewünschte Film (sofern das Publikum und die entsprechende PR-Maschinerie vorhanden sind) ist überall und zuhauf. Das hat etwas von Überflussgesellschaft.
Hat man dann das Glück, einen Klassiker auf Großleinwand zu sehen, muss man wahrlich von Glück reden. Bei Das Fenster zum Hof z.B. war es gar nicht so sicher, dass wir den Film hätten genießen können. Es gibt, so hieß es, sage und schreibe gerade eine Kopie des Films im Original und drei mit deutscher Synchronisation in Deutschland. Vier offizielle Kopien auf einer Fläche von etwa 357.000 km2.
Der gute Mann, der uns vor der Vorführung einen Einblick in die Schwierigkeiten eines Kinobetreibers gewährte, fuhr fort, dass diese Kopien im Laufe der Jahre (Das Fenster zum Hof ist von 1954) arg mies behandelt wurden, so auch die verbliebenen Kopien in Deutschland. Da stelle ich mir fettige Finger auf Zelluloid vor, Kratzer vom Schleifen auf dem Fußboden, Knicke und ausgeblichene Farben. Eigentlich, so meinte er weiter, wollte er uns das gar nicht antun. Zum Glück hat sich ein Sammler bereiterklärt gehabt, seine Kopie ans Metropolis auszuleihen. Der Sammler war zwar der Meinung, seine Kopie hätte nicht die besten Farben, das sah die Filmvorführerin jedoch nicht so und gab ihr Okay.
Es gab eine Zeit, da wurden solche Filme öfter im Fernsehen gezeigt. Knackige Farben, saubere Schnitte zwischen den Filmrollen. Heutzutage laufen die Klassiker immer seltener im Fernsehen. Zum Glück gibt es DVD und Blu-ray. Das ist jedoch alles auf einem Bildschirm, nicht auf einer Kinoleinwand. Im Kino wirken die Filme einfach anders, beeindruckender.
Aber, wie beschrieben, ist das gar nicht so leicht, eine Kopie auf Zelluloid zu organisieren. Und das in unserer Überflussgesellschaft —, die es auch im Kino gibt.
Savoy gerettet, Probleme fürs Metropolis
Es sollte ein entspannter Abend im Metropolis werden. Im Rahmen der Aktion Ahoi Savoy wurde Alfred Hitchcocks Das Fenster zum Hof aufgeführt. Nach unserer überraschend faszinierenden Erfahrung mit Das Pendel des Todes, nun also James Stewart und die bildhübsche Grace Kelly auf Großleinwand. Man kennt solche Filme aus dem Fernsehen, aber im Kino wirken sie ganz anders. Gewaltiger. Beeindruckender. Besser.
Der Saal wurde natürlich nicht voll, aber das Kino war gut besucht. Der Altersdurchschnitt war eher höher.
Vor dem Film gab es noch von einem Metropolis-Mitarbeiter (dem Chef?) eine kleine Durchsage. Solche persönlichen Gespräche und Informationen sind etwas, das den Gang in so ein kleines Kino so bemerkens- und liebenswert machen. Er fing an und ein kaltes Grauen machte sich im Nacken breit.Movie Carol (2015)
Da war die Rede von „vorletzter Vorstellung“ (danach sollte noch der Film Hellzapoppin gezeigt werden). Doch der Vorhang sollte noch weiterhin gelüftet werden. Wie es scheint — ist an mir vorbeigegangen —, sollte das Metropolis, das zum 2. September in den Neubau an der Dammtorstraße ziehen sollte, dem früheren Kino Savoy weichen. Doch dieses sollte wiederum noch vor dem erneuten Öffnen schon vor dem Aus stehen. Das Metropolis/Savoy sollte abgerissen werden. Ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Gentrifizierung St. Georgs. Dem Beschluss, dass das Savoy überraschend 350.000 Euro Unterstützung von der Stadt Hamburg erhält, ist es zu verdanken, dass das Savoy zunächst bis 2014 erhalten bleibt.
Somit ist am heutigen 30. Juni die Silberleinwand nicht zum letzten Mal angestrahlt worden.
Probleme fürs Metropolis
Und das Metropolis? Es sollte zum 2. September in den (hässlichen) Neubau im Metropolishaus an der Dammtorstraße ziehen. Durch den Starkregen am 8. Juni, der diverse Hamburger Keller und auch die Europapassage überflutet hat, verzögern sich die Bauarbeiten nun um ein bis zwei Monate. Die Baustelle war ebenfalls von den Wassermassen heimgesucht worden.
Dann erfuhren wir, dass das Metropolis noch mit einem weiteren, schweren Schicksalsschlag gebeutelt wurde. Bei dem Regen ist auch das Archiv des Kinos etwa zehn Zentimeter unter Wasser gesetzt worden. Zum Schadensumfang ließ er in der Ansage nichts verlauten. Dennoch ein herber Tritt in die Magengegend eines Kinobetreibers.
Steindamm keine Ausweichmöglichkeit
Mit der finanziellen Rettung des Savoys im Steindamm, ist übrigens meine Spekulation das Streit’s betreffend zunichte gemacht worden. Ich dachte ja eigentlich, das Metropolis würde, wie geplant, ins Metropolishaus zurückziehen und das Streit’s vom Jungfernstieg an den Steindamm wandern. Das Streit’s steht schließlich zum 31. März 2013 vor der Frage, wo es hin soll, sind die Mieten für den Saal im Streit’s-Haus (!) zu hoch. Man kann nur hoffen, dass auch hier die Stadt ein Herz für Kultur hat …