Filme, die ich 2012 nicht sah
Die Filme habe ich 2012 nicht im Kino gesehen, weil sie in 3D liefen. Manchmal (!) gibt es zwar auch eine 2D-Vorstellung, die läuft dann jedoch in der Kindervorstellung um 14h, wo ich als Arbeitnehmer schlecht ins Kino gehen kann.
- Underworld Awakening
- John Carter – Zwischen zwei Welten
- Clash of Titans 2
- The Amazing Spider-Man
- Der Lorax
- Merida – Legende der Highlands
- ParaNorman
- Dredd
- Hotel Transsilvanien
- Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger
- Ralph reicht’s
Das sind die Filme, die mir spontan einfallen. Da waren bestimmt noch weitere Streifen, um die ich mal mehr, mal weniger schweren Herzens einen Bogen drum gemacht habe. Rechnet Euch selber aus, was Euch an Geld durch die Lappen gegangen ist … Am meisten bedauere ich es ja noch bei Merida, den wollte ich wirklich gerne gesehen haben.
Irgendwann gehe ich nicht mehr ins Kino
Immer öfter nagt dieser Gedanke an mir. Wie wäre es, einfach nicht mehr ins Kino zu gehen? Als das Kino-Sterben anfing, als die Leute den dunklen Sälen mit den Silberleinwänden fern blieben und lieber gar nichts geguckt haben, oder sich die Filme „irgendwie“ aus dem Internet besorgten, oder einfach gewartet haben, bis die Filme auf Datenträger wie der DVD erschienen sind – da bin ich fleißig ins Kino gegangen. Kinobetreiber jammerten über rückläufige Besucherzahlen, doch ich bin brav hin gegangen.
Aber vielleicht ist jetzt auch bei mir langsam der Punkt erreicht, wo ich dem Kino den Rücken kehre. Der Hobbit ist ein gutes Beispiel für das „Warum nicht mehr ins Kino gehen“. Nach der Herr der Ringe-Trilogie war man natürlich verwöhnt, die Ansprüche hoch. Als die Ankündigung kam, Peter Jackson wolle das Kinderbuch (!) Der Hobbit verfilmen, ging bei mir die erste Augenbraue hoch. Als es dann hieß, er wolle zwei Filme daraus machen, ging die zweite Braue hoch. Schließlich sollen es nun drei Filme werden.
Warum das so schlimm ist? Weil es vielleicht für Herrn Jackson eine Herzensangelegenheit ist, es schmeckt jedoch mehr nach Abzocke. ‚Lasst uns die Geschichte unendlich dehnen, dann müssen die Leute eben dreimal Geld bezahlen.‘ Und was sie für Geld bezahlen!!
Am Kinotag sollte der Kinogang eigentlich günstiger sein. Wir bezahlten dennoch 13,10 € für die Tolkien-Verfilmung. Am Kinotag! Das kommt durch Überlängenzuschlag, 3D-Zuschlag und was weiß ich noch für Zuschläge. Es gibt doch kaum noch einen Eintrittspreis. Dieser wird immer öfter künstlich aufgebläht. Ich mag 3D nicht, ich fand die HFR bei Der Hobbit störend, weil man sah, dass alles im Studio aufgenommen ist. Und dafür soll ich extra zahlen? Für eine zerstörte, kaputte Illusion? Plus – wie in diesem Fall – für eine künstliche Verlängerung der Geschichte?
Langsam schaffen es die Kinos, bzw. die Filmstudios, dass ich alter Moviejunkie, wegkomme von meinem Stoff. Oder zumindest die Ersatzdrogen nehme. Das wäre in diesem Fall: Warten bis der Film auf Datenträger rauskommt und dann in aller Ruhe zuhause schauen. Da ist niemand hinter mir, der seiner dummen Begleitung jeden Satz erklären muss, da stört niemand mit dem Mobiltelefon, da stinkt es nicht nach Nachos. Ja, dann warte ich eben. Dafür gebe ich aber nicht mehr so viel Geld aus. Das „Erlebnis Kino“ ist mittlerweile nicht mehr so toll und hat ganz viel bitteren Beigeschmack. Schade ist es, aber wenn die Studios weiter auf ihrer „wir treiben die Preise künstlich in die Höhe“-Schiene fahren, bin ich irgendwann raus. In 2012 habe ich jedenfalls einige Filme nicht im Kino gesehen, weil es mir zu teuer oder zu dumm (3D) war.
Wir wollen Geschichten im Kino sehen
Die Filmindustrie krank heutzutage an vielen Ecken. Wir sehen ein Remake nach dem anderen – weil den Studios jede Investition zu riskant ist. Es muss jeder Cent wieder eingespielt werden. Also setzt man auf Dinge, „die schon mal gut liefen“. Neue, originelle, verrückte Geschichten – und um die geht es doch im Kino, um Geschichten – findet man jedenfalls kaum noch bei den großen Filmen. Es sind eher kleine Indie-Filme, die einen heutzutage noch überraschen. Aber auch da muss man suchen.
Ich wollte z.B. dieses Jahr den Film Premium Rush mit Joseph Gordon-Levitt gesehen haben. Ja ist von Columbia, also kein kleines Label, aber immerhin. Die Geschichte schien interessant, kein 3D – was will man mehr? Allerdings: Der wurde allen Ernstes nicht in Hamburg gezeigt! Stattdessen werden die hochpreisigen Filme gezeigt. Man fühlt sich als Marionette der Filmstudios, oder besser als Kuh, die zu nichts anderem da ist, als gemolken zu werden. Ich bin nicht mehr umgarnter Kunde, sondern Cashcow.
Dabei geht es offensichtlich auch anders. So sah ich den Blockbuster The Avengers im Dresdner Ufa-Palast nicht nur in 2D *wow*, sondern auch zu unschlagbaren 7 €.
Es ist jedenfalls sehr bedauerlich – aber irgendwann bin ich raus. Kein Kino mehr. Ich trauere jetzt schon.
Das endgültige Aus für das Streit’s Hamburg
Bis März 2013 haben wir noch Zeit, im Streit’s Filme zu sehen. Dann ist Schluss und der letzte Vorhang fällt. Überraschend kam es nicht, immerhin war das Ende angekündigt, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Unterschriften wurden gesammelt, die Betreiber des Kinos führten Verhandlungen — nichts half. Der Vermieter will zu viel Geld haben. Zwar ist das Streit’s immer gut besucht, vor allem die Sneaks-Preview am Montag ist stets ausverkauft, aber bei den Forderungen des Vermieters lässt sich nicht mithalten.
Alles muss raus
Mobiliar, Projektor, Lüftung, sogar die Lounge muss raus. Christoph und Peter Reimers von der Streit’s Grundstücksgesellschaft wollen kein Kino haben. Selbst die Versuche von Cinemaxx-Chef Flebbe aus dem Streit’s ein Premium-Kino zu machen, stießen auf taube Ohren. Sogar die Kulturbehörde soll sich eingeschaltet haben, doch der Vermieter hat ein „Einzelhandels-Konzept“ im Kopf. Wird das ehrwürdige Streit’s einem weiteren Budni-Laden weichen? Die können sich die Mieten bestimmt leisten.
Große Angst Abriss
Wohin mit dem Streit’s? Es ist derzeit das einzige Kino, das in dieser selbsternannten Weltstadt Filme im englischen Original spielt. Geht man über die Straßen von Hamburgs Innenstadt, hört man an allen Ecken englische Zungen. Die wollen doch in diesem „Tor zur Welt“ auch einmal ins Kino gehen. In meiner Firma haben wir viele englischsprachige Kollegen. Bedarf ist da! Wo soll man sich seine Portion „Original“ abholen?
Streit’s-Geschäftsführer Fock sucht für sein Kino neue Räume. Aber selbst wenn das Streit’s, das seit 1956 Filme zeigt, wie von mir vermutet in die Räumlichkeiten des ehemaligen Savoys am Steindamm zieht (erst 2014), wo gerade das Metropolis nach seinem Exil raus ist — es wäre nicht das Selbe. Zum einen: Wer will „hinter den Hauptbahnhof“, in diese Schmuddelecke, um einen englischen Film zu sehen? Und davon abgesehen wäre es nicht richtig. Das Streit’s-Kino gehört ins Streit’s-Haus! Punkt. Ende.
Nun könnten die Brüder natürlich auch den ultimativen Overkill verursachen und das ehrwürdige Gebäude – hier wurde 1841 das erste Mal das Deutschlandlied öffentlich gesungen – einfach komplett abreißen. Leider steht das Gebäude nicht unter Denkmalschutz. Das wäre sogar noch eine schlimme Tat oben drauf. Und die Reimers-Brüder dürften sich gewiss sein, dass sie das erst recht zu Buhmännern machen würde.
Danach hätten sie keine Freunde mehr …
Es ist extrem schade, dass das Streit’s gehen muss. Genauer: Es ist eine Schande!
Kino ist so teuer
Wissen wir. Kino ist verdammt teuer. Alleine ins Kino zu gehen ist schon kostspielig, aber wenn man dann mit Kindern ins Kino geht, wird man arm. Das liegt an den Eintrittspreisen und den Wegelagerei-Tricks a la fucking 3D, dem Blockbuster-Zuschlag, dem Telefon- bzw. Online-Buchungszuschlag oder aber dem Überlängen-Zuschlag. Es geht jedoch noch mehr!
Als wir Skyfall sahen, kam ich direkt von unterwegs ins nahe gelegene Lichtspielhaus. Da ich nichts gegessen hatte, musste ich in den sauren Apfel beißen – Hätte ich doch bloß einen Apfel dabei gehabt! – und mir vor Ort etwas kaufen, das ich essen konnte. Da ich Kopfschmerzen hatte, benötigte ich auch noch etwas zu Trinken. Wenn man angesichts der bevorstehenden Kosten nicht noch mehr Kopfweh bekommt, ist man vermutlich bereits klinisch tot.
So stand ich vor dem Snackstand, zählte mein letzte Geld und überlegte, was ich denn kaufen wolle. Chicken-Nuggets sind neu. Also gepresste Hähnchen-Reste und eine kleine Cola. Da meinte der Student hinter dem Tresen, ich solle lieber das Menü nehmen, das sei billiger. „Billiger!?“ lachte ich höhnisch. Da senkte er seine Stimme und stimmte zu, billig sei das alles nicht. Er würde keine 2,50€ für ein Getränk ausgeben. Wohlgemerkt: es gibt kein Getränk zu dem Preis.
Nun kam er ins Plaudern, während hinter mir noch Kunden standen und ich eigentlich in den Saal gehen wollte. Er würde sich nicht mal für den Mitarbeiter-Nachlass etwas kaufen – der sei nämlich lächerlich und immer noch Diebstahl. Aber er verstünde die Betreiber. Irgendwie müssen sie Geld reinbekommen. Das Kino hat neun Säle und, so der freundliche junge Mann, man habe im Monat eine Million Euro (1 Mio €) Stromkosten. 😮 Und er legte noch einen drauf: Die Stromkosten sind u.a. deswegen so hoch, nicht nur weil die Projektoren enorm viel Strom fressen, sondern weil das Hochfahren selbiger auch — ich glaube, er sagte — 45 Minuten benötige. So lange funzeln die hoch, sind aber nicht voll im Einsatz. So wundert es nicht, wenn man die Projektoren auf Dauerbetrieb brennen ließe.
Somit erklärt sich, warum Kino so schweine-teuer ist! Ich weiß ja nicht, was davon alles stimmt. Aber wenn es wahr ist, dann lautet die Devise: Lasst Euch etwas einfallen, liebe Kino-Industrie! Das geht so nicht. Der Spaß muss doch energiesparender über die Bühne gehen können!?
Und wenn das Problem gelöst ist, dürft Ihr auch die Eintrittspreise wieder senken …
Alfred Hitchcock schrieb vor, wie man Psycho sehen sollte
Das muss man sich mal vorstellen. Heutzutage könnte wohl kein Regisseur so eine Ansage machen, wie sie Alfred Hitchcock seinerzeit bei Psycho gemacht hat. Auch hätte wohl heute kein Filmstudio mehr „die Eier in der Hose“, so eine Regelung aufzustellen, wie es Paramount 1960 wagte.
Hitchcock schrieb damals genau vor, wie der Film zu sehen sei. Die Besucher haben sich pünktlich einzufinden. Wenn die Tür zum Kino erst einmal zu ist, wird niemand mehr reingelassen. Wieso das alles? Weil Hitchcock wollte, dass die Zuschauer den Film von Anfang bis Ende genießen. Nur so können alle den Streifen auskosten.
No one … BUT NO ONE … will be admitted to the theatre after the start of each performance of Psycho.
Über diverse Kanäle wurde diese Regel im Vorfeld den Leuten beigebracht. Und sie haben sich daran gehalten. Hitchcock selber hatte diese Regeln nicht nur aufgestellt, sondern auch eingesprochen. So säuselte er mit seinem britischen Akzent den Zuschauern, die in der Schlange zum Kino standen, noch zu, er würde sich für dieses Verhalten entschuldigen, er habe aber nur das Beste für die Kinogänger im Sinn.
Wenn man dann in die Kinos kam, wurde man noch einmal belehrt, sogar mit einem „Polizisten“:
We won’t allow you to cheat yourself! You must see PSYCHO from beginning to end to enjoy it fully. Therefore, do not expect to be admitted into the theatre after the start of each performance of the picture. We say no one – and we mea no one – not even the manager’s brother, the President of the United States, or the Queen of England (God bless her)!
Das ist so unglaublich! Aber es hat funktioniert. Heute könnte man das den Kinogängern nicht zumuten. Ich kenne ja die Spacken, die im Kino hocken. Was gäbe das für einen Aufschrei!
Nebenbei hatte sich diese ungewöhnliche Bevormundung seinerzeit auch für Paramount gelohnt. Gerade durch die Aufstellung der Regeln — verstärkt dadurch, dass es der Regisseur selber war, der da sprach —, gab es natürlich eine mordsmäßige Publicity.
Hier der Film, der das alles beweist:
Hitchcock spricht wieder
Im Vorfeld zum Film Hitchcock, mit Anthony Hopkins in der Hauptrolle, und in Erinnerung an die „Maßregelung“ durch den Master of Suspense zum Original-Start von Psycho, hat man sich etwas Nettes einfallen lassen. Hopkins, der übrigens den Tonfall von Hitchcock sehr schön nachmacht, stellt die Regel auf: „Schaltet Eure Mobiltelefone ab!“ Und SMS-Schreiben oder Twittern ist auch nicht … Gelungen! 🙂
Der Film Hitchcock (auch: Hitchcock and the Making of Psycho wie der Drehbuchtitel lautet), kommt Anfang 2013 in die Kinos. Neben Hopkins sind Scarlett Johansson, Jessica Biel, Helen Mirren, Danny Huston und James D’Arcy zu sehen.
„Proof of Concept“-Video für Looper
Rian Johnson, der Regisseur von Looper, Brick und Brothers Bloom, zeigt auf seiner Seite ein „Proof of Concept Video“ für seinen neuesten Film. Noch bevor die Dreharbeiten zu Looper angefangen haben, oder auch nur ein Schauspieler gecastet wurde, entstand dieses Video. Rian Johnson wollte damit den Ton und die Richtung des SciFi-Films vorgeben. Dazu bediente er sich diverser Filme, wie z.B. Sieben, Star Trek oder Blade Runner. Eine Technik, die wohl oft eingesetzt wird.
Auf seiner Seite erklärt Johnson den Fake-Trailer so:
This is a strange curiosity I thought might be interesting – just after I finished the script for Looper but before we began preproduction I asked Joe to record some voice-over, and with help from my friend Ronen Verbit constructed this “fake trailer” using clips from other movies. This is a fairly common thing to do when you’re trying to get a movie off the ground, but it was the first time I tried it. It was meant to show more some of the film’s tone, and to show how the odd concept could be presented in a clear and compelling way in the marketing. Zach Johnson did the sketches. Note that we hadn’t begun the casting process yet, and the clips were chosen just based on their visuals and not by who is in them.