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Ich war nasser als Drew Barrymore in einem Grunge-Club. Kiss Kiss Bang Bang, 2005

Gewalt ist lustig

Von Zeit zu Zeit fällt es auf, doch vergisst man es wieder schnell. Vielleicht, weil man es vergessen möchte. Bloß nicht damit beschäftigen. Die Rede ist von der Gewalt im Film.

Als wir jüngst Wer ist Hanna? im Kino sahen, da war sie wieder, die Erkenntnis, dass die Menschen Gewalt lieben. Auf eine gewisse Art und Weise. Zugegeben, als Saoirse Ronan, die eine 14-Jährige spielt, das erste Mal „loslegt“ und in der geheimen CIA-Anlage anfängt die Wachen auszuschalten, das hat was. Das packte auch mich. Hier kommt wohl noch hinzu, dass man es schlicht von einem jungen Mädchen nicht erwartet, dass sie so eine Gewalt an den Tag legt. Ähnliches war übrigens auch bei Kick-Ass zu beobachten.

Wenn die Helden anfangen auf brutale Art und Weise Gegner auszuschalten, da fängt das Kino in der Regel immer an loszugröhlen, zu lachen, zu klatschen. Wobei es wohl auch eine Generationsfrage ist. Als wir in True Grit saßen, waren wir mit Publikum eines recht hohen Alters im Kino. Die waren nicht wirklich bei dem Thema Gewalt amüsiert. Dabei war das, was man in der Verfilmung des Buches von Charles Portis sieht, noch nicht einmal ansatzweise von der Qualität, wie sie in den beiden oben genannten Filmen zu sehen ist. Dennoch: das ältere Publikum fand’s nicht so toll.

Zurück zu Wer ist Hanna?. Als wir aus dem Film herauskamen, sprach ich das Thema mal an. Wieso sind die Leute alle so scharf auf Gewalt? Die Antwort, die ich bekam, war eine Vermutung. Demnach ist die „Freude an der Gewalt“ eine Kompensation für den nicht mehr vorhandenen Adrenalin-Kick unserer Vorfahren. Die mussten jeden Tag ums Überleben kämpfen, auf Jagd gehen, sich gegen Tier und Gegner erwehren. Das war Alltag. Unser Alltag ist dahingegen langweilig, in Bahnen gelenkt. Doch irgendwo schlummert noch das „wilde Erbe“, das bedient werden will. Zumal man weiß, dass man nicht einfach anderen Menschen Gewalt antun kann und darf. Deshalb lacht man eben nur drüber.

Könnte was dran sein. Könnte auch bedeuten, dass manche Zeitgenossen diesen Drang mehr in sich verspüren als andere und deswegen loslaufen, um auf Bahnsteigen Leute beinahe zu Tode zu treten. Könnte auch sein, dass die ältere Generation, gerade die Menschen, die noch etwas von der Nachkriegszeit mitbekommen haben, genug Gewalt im Leben hatten und das nicht noch im Film sehen müssen.

Interessant.

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