Die Moviejunkies sehen alles! — Naja, fast alles... Während wir auf www.moviejunkies.de über aktuelle Filme schreiben, findet Ihr hier Beiträge, die keine aktuellen Film-Kritiken sind, sondern "etwas nebenbei". Manchmal juckt es, über etwas zu schreiben, was noch kommen wird. Oder auch über aktuelle News.

Ah, Idealistin! Dafür haben wir auch eine Lösung.   Batman Begins, 2005

Alfred Hitchcock schrieb vor, wie man Psycho sehen sollte

Das muss man sich mal vorstellen. Heutzutage könnte wohl kein Regisseur so eine Ansage machen, wie sie Alfred Hitchcock seinerzeit bei Psycho gemacht hat. Auch hätte wohl heute kein Filmstudio mehr „die Eier in der Hose“, so eine Regelung aufzustellen, wie es Paramount 1960 wagte.

Hitchcock schrieb damals genau vor, wie der Film zu sehen sei. Die Besucher haben sich pünktlich einzufinden. Wenn die Tür zum Kino erst einmal zu ist, wird niemand mehr reingelassen. Wieso das alles? Weil Hitchcock wollte, dass die Zuschauer den Film von Anfang bis Ende genießen. Nur so können alle den Streifen auskosten.

No one … BUT NO ONE … will be admitted to the theatre after the start of each performance of Psycho.

Über diverse Kanäle wurde diese Regel im Vorfeld den Leuten beigebracht. Und sie haben sich daran gehalten. Hitchcock selber hatte diese Regeln nicht nur aufgestellt, sondern auch eingesprochen. So säuselte er mit seinem britischen Akzent den Zuschauern, die in der Schlange zum Kino standen, noch zu, er würde sich für dieses Verhalten entschuldigen, er habe aber nur das Beste für die Kinogänger im Sinn.

Wenn man dann in die Kinos kam, wurde man noch einmal belehrt, sogar mit einem „Polizisten“:

We won’t allow you to cheat yourself! You must see PSYCHO from beginning to end to enjoy it fully. Therefore, do not expect to be admitted into the theatre after the start of each performance of the picture. We say no one – and we mea no one – not even the manager’s brother, the President of the United States, or the Queen of England (God bless her)!

Das ist so unglaublich! Aber es hat funktioniert. Heute könnte man das den Kinogängern nicht zumuten. Ich kenne ja die Spacken, die im Kino hocken. Was gäbe das für einen Aufschrei!

Nebenbei hatte sich diese ungewöhnliche Bevormundung seinerzeit auch für Paramount gelohnt. Gerade durch die Aufstellung der Regeln — verstärkt dadurch, dass es der Regisseur selber war, der da sprach —, gab es natürlich eine mordsmäßige Publicity.

Hier der Film, der das alles beweist:

Hitchcock spricht wieder

Im Vorfeld zum Film Hitchcock, mit Anthony Hopkins in der Hauptrolle, und in Erinnerung an die „Maßregelung“ durch den Master of Suspense zum Original-Start von Psycho, hat man sich etwas Nettes einfallen lassen. Hopkins, der übrigens den Tonfall von Hitchcock sehr schön nachmacht, stellt die Regel auf: „Schaltet Eure Mobiltelefone ab!“ Und SMS-Schreiben oder Twittern ist auch nicht … Gelungen! 🙂

Der Film Hitchcock (auch: Hitchcock and the Making of Psycho wie der Drehbuchtitel lautet), kommt Anfang 2013 in die Kinos. Neben Hopkins sind Scarlett Johansson, Jessica Biel, Helen Mirren, Danny Huston und James D’Arcy zu sehen.

Das Fenster zum Hof im Zeitraffer

Manche Menschen haben zu viel Zeit. Und das ist gut so! Sonst gäbe es nicht solche Kleinode wie diesen Zeitraffer von Alfred Hitchcocks wunderbarem Klassiker Das Fenster zum Hof. Jimmy Stewart sitzt mit gebrochenem Bein am Fenster und beobachtet seinen Hinterhof. Wir können das nun auch und das in voller Breite genießen.

Jeff Desom hat den 112-Minuten-Streifen auf knappe drei Minuten zusammengedampft. Doch davon nicht genug, hat er auch noch mit Szenenbildern die Gesamtansicht des berühmten und belebten Innenhofes nachgebaut. Sehr schöne Idee.

Universal Pictures wird 100 und feiert mit 13 Neuveröffentlichungen

Neues Logo für Universal Pictures
Filmproduktionsstudio Universal Pictures wird 100 Jahre alt, gönnt sich ein neues Logo und spendiert den Fans 13 restaurierte Filmklassiker.

Das Produktionsstudio Universal Pictures wurde vor 100 Jahren gegründet. Universal hat uns über die Jahre viele, viele Klassiker beschert. Bei diesem runden Geburtstag ist es an der Zeit, etwas zu feiern.

In den 100 Jahren seines Bestehens hat sich Universal von Zeit zu Zeit ein neues Logo gegönnt. Nun ein neues, kristallklares, zeitgemäßes Logo. Das ist das, was Universal für sich selber macht. Doch Universal bietet auch seinen Zuschauern etwas. Insgesamt 13 Klassiker aus dem eigenen Hause wurden restauriert.

Der Anti-Kriegsfilm Im Westen nichts Neues von 1930 gehört dazu, ebenso wie Alfred Hitchcocks Die Vögel von 1963. Außerdem werden Filme wie Abbott und Castellos Komödie Buck Privates (1941), der erste Dracula (1931) mit Bela Lugosi, die spanische Variante von Dracula (am selben Set des Nachts gefilmt), Frankenstein (1931) mit Boris Karloff und Frankensteins Braut (1935) restauriert. Etwas mehr in der Neuzeit angesiedelt sind Steven Spielbergs Der weiße Hai, der siebenfache Oscar-Gewinner Der Clou (1973) mit Robert Redford und Paul Newman, Jenseits von Afrika (1985) — ebenfalls mit Redford und Spielbergs Schindler’s List (1993). Doch auch die leichte Komödie Bettgeflüster (1953) mit Doris Day und Rock Hudson ist dabei, ebenso wie das Drama Wer die Nachtigall stört (1962) mit Gregory Eck.

All diese Klassiker werden ab 31. Januar in einer Blu-ray Edition erscheinen. Ich denke einmal, das Veröffentlichungsdatum bezieht sich auf die USA. Den Anfang macht der dreifache Oscar-Gewinner Wer die Nachtigall stört, die weiteren Filme erscheinen dann übers Jahr verteilt.

Die Restauration jedes Films hat zwischen drei und sechs Monate gedauert und zwischen 250.000 und 600.000 Dollar gekostet. Was wie eine reine Geldmaschinerie klingt, wurde von Universales SVP Technical Operation Michael Daruty so kommentiert:

This restoration effort was not about marketability and whether we’re gonna sell enough DVDs. That is what we do on a daily basis, but this was a commitment by the company to say, ‚We’re gonna devote funding and most probably continue that effort year over year, to try and preserve and restore the legacy of the company. We’re here to spend the money on these 13 titles and some others, whether we’re gonna get our money back in that first year or not.‘ It’s really refreshing.

Also etwas für Filmliebhaber — von Filmliebhabern.

Das neue Logo erscheint das erste Mal beim Animationsfilm Der Lorax, der in Deutschland im July, in den Staaten Anfang März in die Kinos kommen wird.

Zeitanomalie bei Hitchcock

Wir kennen das alle aus SciFi-Literatur. Oder aus Star Trek. Die Rede ist von Zeitanomalien. Oftmals durch Zeitreise und ähnlichen Schweinkarm ausgelöst. Zum Glück ist das ja alles nur Fiktion. Oder?

Die Zeitmaschine
Zeitmaschine (Quelle)

Ich bin in den 1970ern geboren. Somit habe ich aus verständlichen Gründen diverse „Klassiker“ des Films nicht im Kino gesehen. Man schaut sich mit sechs Jahren nicht Alien an. Der Pate lief im Kino an, da war ich noch nicht einmal geboren. Also: Alles ganz richtig so.

Dafür hat man dann später Filme im Fernsehen oder noch später auf DVD gesehen. Meistens in loser Reihenfolge, wie sie einem gerade unter kamen. Klassischer Sonntagnachmittagsfilm war Über den Dächern von Nizza mit Cary Grant und Grace Kelly. Ein wunderbarer Film von Alt-Meister Alfred Hitchcock. Wie in den meisten Hitchcock-Filmen hat der rundliche Mann auch in diesem Film einen Cameo-Auftritt.

Ziemlich am Anfang des Films wird Grants Charakter von der französischen Polizei gesucht. Während seine Haushälterin mit dem Auto flieht und die Polizei hinter fährt, entkommt John Robie ganz gelassen in einem Bus. Er setzt sich auf die Hinterbank. Zu seiner Rechten sitzt eine Frau mit einem Käfig, in dem Vögel hocken. Cary Grant schaut runter, schaut hoch, guckt nach links. Da sitzt Alfred Hitchcock.

Wir sahen Über den Dächern von Nizza erst kürzlich im Metropolis im Rahmen der Reihe „Diven“. Als ich die Szene zum ich-weiß-nicht-wie-vielten Male sah, musste ich erneut grinsen und freute mich königlich über diese nette, kleine Anspielung an Hitchcocks Film Die Vögel. Ich meine, wie lustig ist das? Der Mann, der einen Horror-Film über Vögel macht, hockt da neben einem, während auf der anderen Seite ein Käfig mit Piepmatzen steht. Das ist richtig gut!

Aber unmöglich!

Ein futuristischer Witz

Ich ging immer davon aus, dass Hitchcock in Über den Dächern von Nizza eine lustige Anspielung an seinen eigenen Film Die Vögel gemacht hat. Immer! Nur geht das nicht. Über den Dächern von Nizza ist 1955 gedreht worden, Die Vögel acht Jahre später, also 1963. Wie kann er acht Jahre zuvor einen Witz auf einen noch gar nicht abgedrehten, gar nicht angedachten Film machen? Wie konnte der Witz 1955 wirken? Es gab doch gar keine Referenz, auf die sich der Regisseur (und somit der Zuschauer) da hätte beziehen können.

Hat in diesem Fall die Matrix etwas durcheinander gebracht? Ist Hitchcock ein Zeitreisender gewesen? Oder geht hier irgendwas an mir vorbei …?

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