Das Fenster zum Hof im Zeitraffer
Manche Menschen haben zu viel Zeit. Und das ist gut so! Sonst gäbe es nicht solche Kleinode wie diesen Zeitraffer von Alfred Hitchcocks wunderbarem Klassiker Das Fenster zum Hof. Jimmy Stewart sitzt mit gebrochenem Bein am Fenster und beobachtet seinen Hinterhof. Wir können das nun auch und das in voller Breite genießen.
Jeff Desom hat den 112-Minuten-Streifen auf knappe drei Minuten zusammengedampft. Doch davon nicht genug, hat er auch noch mit Szenenbildern die Gesamtansicht des berühmten und belebten Innenhofes nachgebaut. Sehr schöne Idee.
3. Monster machen mobil
Ach, das war schön. Drei Tage lang schlechte Filme im Metropolis. Aber mit Liebe ausgewählt und präsentiert. Ralf Lorenz von Monstercon und Andreas Schiefler von Vintage Movie Posters organisierten zum dritten Mal das schaurig-schöne Monster machen mobil-Festival.
Vor den Filmen gab es eine kleine persönliche Einführung durch die Kino-Experten, gefolgt von alten Trailern und einem Kurzfilm zur Einstimmung. Nicht zu vergessen der liebevoll gestaltete Vorspann (den ich gerne verlinken würde, aber dazu müsste er im Netz zu finden sein). Ich sage nur Riesen-Kaninchen!
Als ersten Film sahen wir den Auftakt-Streifen Sindbads gefährliche Abenteuer mit den animatronischen Monstern von Altmeister Ray Harryhausen. Vor diesem Film lernten wir noch, wie man damals, vor der DVD, ja sogar noch vor der VHS-Kassette einen Film in die heimischen vier Wände geholt hatte. Die Experten wussten zu berichten, dass damals abendfüllende Kinofilme a.) auf ca. 16 Minuten zusammen gedampft wurden und b.) diese Destillate dann für etwa 140 DM den Besitzer wechselten. Dann hatte man einen seltsamen Zusammenschnitt auf Super 8.
Zum Beweis, wie kurios die Früchte der Schnittkunst damals waren, gab es einige Minuten des kastrierten Sindbad und das Auge des Tigers. Nicht die vollen 16 Minuten, aber man bekam schnell einen Eindruck, wie verwirrend es sein kann, wenn man einen 113-Minuten-Film auf 16 Minuten kürzt.
Als zweiten und letzten Film sahen wir den vorletzten Beitrag des Festivals: Der Mann ohne Körper. Ein unglaublich schlechter Streifen, der so mies ist, dass man schon wieder drüber lachen muss. Wenn man am Ende denn noch wach ist.
Hier gab es im Vorfeld den bekannten Bugs Bunny-Cartoon Water, Water Every Hare, in dem Bugs Opfer eines verrückten Wissenschaftlers wird, der dem Hasen sein Gehirn entnehmen und einem Roboter einpflanzen will. Wir sehen, dass die Vorfilm-Auswahl absolut passend zum Hauptfilm war. Danke dafür!
Am Rande vom 3. Monster machen mobil-Festival
Nun waren wir nicht das gesamte Festival im Metropolis. Insgesamt wurden neun Monster- und SciFi-Filme gezeigt. Dabei war der Auftakt-Film mit Sindbad wohl noch der bekannteste. Wie man hörte, lief der Vorverkauf recht gut. Tatsächlich war bei beiden Vorstellungen, die wir besuchten, anschaulich viel Publikum im Saal. Etwas, das mich ja immer sehr freut. Nur nicht, wenn diese Leute Sitzriesen sind und sich direkt vor mir hinsetzen. Ein ganz seltsames Pärchen, das vermutlich gerade vom Campen kam, jedenfalls waren sie voll mit Sack und Pack unterwegs.
Eine weitere nette Anekdote vom 3. Monster machen mobil-Festival: Wie schon bei den Vorgängern auch, haben sich Schiefler und Lorenz wohl verkalkuliert, so dass am Sonntag keine Fritz Kola und kein Dithmarscher Bier mehr vorhanden waren. Ein Zeichen dafür, dass mehr Kinoliebhaber ins Metropolis strömten, als erwartet?
Wer schon einmal im neuen Metropolis — an beinahe alter Stelle — war, der weiß, dass man zwei Etagen hinabsteigen muss, um in den Kinosaal zu gelangen. Dort wo der Zugang zum Rang ist, befindet sich eine Art Café. Am Freitag, das Festival fing um 19 Uhr an, gab es dort Chilli con und sin Carne. Am Sonntag, die erste Vorstellung ging um 11.30 Uhr los, gab es Kaffee und Croissants. Eine Rund-um-Versorgung möchte man sagen.
Wir freuen uns auf jeden Fall auf das 4. Monster machen mobil — hoffentlich im nächsten Jahr. Dann mit mehr Kola und Bier und auch noch mehr Filmfreunde? Wobei ich ehrlich bin, wenn ich sage, dass ich schon gerne etwas bessere Qualität hätte. Der Mann ohne Körper war echt schlecht. Gerne B-Movies, aber nicht so viele C-Movies. Im Vorfeld zu diesem Schwarz-Weiß-Streifen von 1957 meinte Lorenz noch, dass er bereits in den ersten 20 Minuten eingeschlafen sei. Ich eher in den letzten 30 …
Egal. Mehr mobile Monster!
Die schlimme Eiserne Lady
Anfang dieser Woche war eine Kollegin zu Besuch in Hamburg. Sie ist Britin. Da ich schon einmal mit ihr in der Sneak-Preview im Streit’s war und ihr das so gut gefallen hat, wollte sie auch dieses Mal wieder eine englisch-sprachige Sneak sehen. Nun ist es aufgrund des hohen Andrangs ziemlich aussichtslos, an einem Montag für den selben Tag Sneak-Karten im Streit’s zu bekommen. Zumal wir zu viert waren.
Da ich meinen auswärtigen Kollegen etwas bieten wollte, schaute ich schnell nach, was man denn sonst auf englisch schauen könne. Da das große „Tor zur Welt“ aber nur ein englisch-sprachiges Kino hat, ist die Auswahl recht beschränkt. In der 17.30h-Vorstellung lief The Iron Lady mit der Oscar-prämierten Meryl Streep. Warum schauen wir uns den nicht an, schlug ich vor.
Alles was ich erntete, war ein heftiges Kopfschütteln. Nein, den könne sie sich nicht anschauen. Sie (die Engländer – und ich glaube, sie stammt aus Nord-England) hätten zu viel unter dieser Frau gelitten. Margaret Thatcher habe so viele Wunden dem Volk beigebracht und es musste so sehr leiden, das wolle meine Kollegin sich nicht antun. Das könne sie nicht. Nicht jetzt. Dafür seien die Wunden noch zu frisch.
Eine sehr heftige Reaktion. Hätte ich nicht erwartet.
So sind wir in die Sneak-Preview im UCI Mundsburg gegangen. Es gab Die Frau in Schwarz. Ich hätte gerne The Iron Lady gesehen …
Superbad in Theorie und Praxis
Erinnert Ihr Euch noch an Superbad mit Jonah Hill und Michael Cera? Und da an die Sexszene von Cera und Co-Schauspielerin Martha MacIsaac? Das war so alles gar nicht geplant. Schauspieler halten sich nicht immer ans Skript. Bevor es vor die Kamera geht, gibt es gemeinsame Leserunden, in denen noch vom Skript abgelesen wird. In diesen Runden wird schon mal ein Gefühl für die kommende Szene eingefangen.
Hier die Leserunde zu der besagten Sexszene, in der Martha MacIsaacs Figur strunzbetrunken ist:
Und hier die improvisierte, abgewandelte Szene aus dem Film:
Ich mag die Vorleserunde. So ungekünstelt. Die lesen und lachen dabei, weil sie es selber komisch finden.
Trailer zu Tim Buttons (zweitem) Frankenweenie
Tim Burton ist bekannt für seine skurrilen Welten. Das hat er in diversen Filmen bewiesen, u.a. in Frankenweenie. Und nun auch in Frankenweenie. Hö? 1984 drehte Burton die Geschichte von dem kleinen Jungen, der seinen geliebten Hund verloren hat und ihn in bester Dr. Frankenstein-Manier wieder zum Leben erweckt. Menschen bekommen Angst vor dem Untier, jagen es – ganz wie in der Vorlage Frankenstein.
Warum Burton nun seine Geschichte noch einmal erzählt — diesmal als Stop-Motion-Film mit Figuren à la Corpse Bride — bleibt mir ein Rätsel. Der Film wird weiterhin eine Kurzgeschichte sein, viel Neues wird vermutlich nicht drin sein. Mit der Ausnahme, dass man mit Puppen natürlich noch fantastischere Dinge zeigen kann. Aber warum? Wo soll man so einen Film zeigen? Macht er das zum Spaß?
Vermutlich wird der neue Frankenweenie als Vorfilm zu Dark Shadows laufen, bei dem Burton ebenfalls Regie führt.
Da Frankenweenie diesmal von Disney kommt, muss der natürlich (!) in fucking 3D sein. 🙁
Die iPad-App ‚The Fantastic Flying Books of Mr. Morris Lessmore‘
Einen Tag vor der Oscar-Verleihung sah ich die Trailer zu den nominierten Kurzfilmen. Insgesamt drei Kategorien gab es. Mich interessiert natürlich hauptsächlich die Kategorie ‚Animation‘. Das Interessante: Ich warf nur einen kurzen Blick in den Trailer zu The Fantastic Flying Books of Mr. Morris Lessmore und ich wusste, dass der Film den Oscar gewinnen würde. Und so war es dann auch.
Was ich hingegen nicht wusste, ist, dass der Kurzfilm eigentlich eine iPad-App aus dem Hause Moonbot Studios ist. So läuft das heutzutage also …
The Fantastic Flying Books of Mr. Morris Lessmore ist ein schöner, ein trauriger Film. Und wie The Artist auch ein Stummfilm. Sogar mit einem Stummfilm-Helden. Sozusagen. Mr. Morris Lessmore erinnert mit seinem Pork Pie, seinem traurigen Blick und seinen zu kurzen Hosen doch an Buster Keaton.