Kino ist so teuer
Wissen wir. Kino ist verdammt teuer. Alleine ins Kino zu gehen ist schon kostspielig, aber wenn man dann mit Kindern ins Kino geht, wird man arm. Das liegt an den Eintrittspreisen und den Wegelagerei-Tricks a la fucking 3D, dem Blockbuster-Zuschlag, dem Telefon- bzw. Online-Buchungszuschlag oder aber dem Überlängen-Zuschlag. Es geht jedoch noch mehr!
Als wir Skyfall sahen, kam ich direkt von unterwegs ins nahe gelegene Lichtspielhaus. Da ich nichts gegessen hatte, musste ich in den sauren Apfel beißen – Hätte ich doch bloß einen Apfel dabei gehabt! – und mir vor Ort etwas kaufen, das ich essen konnte. Da ich Kopfschmerzen hatte, benötigte ich auch noch etwas zu Trinken. Wenn man angesichts der bevorstehenden Kosten nicht noch mehr Kopfweh bekommt, ist man vermutlich bereits klinisch tot.
So stand ich vor dem Snackstand, zählte mein letzte Geld und überlegte, was ich denn kaufen wolle. Chicken-Nuggets sind neu. Also gepresste Hähnchen-Reste und eine kleine Cola. Da meinte der Student hinter dem Tresen, ich solle lieber das Menü nehmen, das sei billiger. „Billiger!?“ lachte ich höhnisch. Da senkte er seine Stimme und stimmte zu, billig sei das alles nicht. Er würde keine 2,50€ für ein Getränk ausgeben. Wohlgemerkt: es gibt kein Getränk zu dem Preis.
Nun kam er ins Plaudern, während hinter mir noch Kunden standen und ich eigentlich in den Saal gehen wollte. Er würde sich nicht mal für den Mitarbeiter-Nachlass etwas kaufen – der sei nämlich lächerlich und immer noch Diebstahl. Aber er verstünde die Betreiber. Irgendwie müssen sie Geld reinbekommen. Das Kino hat neun Säle und, so der freundliche junge Mann, man habe im Monat eine Million Euro (1 Mio €) Stromkosten. 😮 Und er legte noch einen drauf: Die Stromkosten sind u.a. deswegen so hoch, nicht nur weil die Projektoren enorm viel Strom fressen, sondern weil das Hochfahren selbiger auch — ich glaube, er sagte — 45 Minuten benötige. So lange funzeln die hoch, sind aber nicht voll im Einsatz. So wundert es nicht, wenn man die Projektoren auf Dauerbetrieb brennen ließe.
Somit erklärt sich, warum Kino so schweine-teuer ist! Ich weiß ja nicht, was davon alles stimmt. Aber wenn es wahr ist, dann lautet die Devise: Lasst Euch etwas einfallen, liebe Kino-Industrie! Das geht so nicht. Der Spaß muss doch energiesparender über die Bühne gehen können!?
Und wenn das Problem gelöst ist, dürft Ihr auch die Eintrittspreise wieder senken …
Alfred Hitchcock schrieb vor, wie man Psycho sehen sollte
Das muss man sich mal vorstellen. Heutzutage könnte wohl kein Regisseur so eine Ansage machen, wie sie Alfred Hitchcock seinerzeit bei Psycho gemacht hat. Auch hätte wohl heute kein Filmstudio mehr „die Eier in der Hose“, so eine Regelung aufzustellen, wie es Paramount 1960 wagte.
Hitchcock schrieb damals genau vor, wie der Film zu sehen sei. Die Besucher haben sich pünktlich einzufinden. Wenn die Tür zum Kino erst einmal zu ist, wird niemand mehr reingelassen. Wieso das alles? Weil Hitchcock wollte, dass die Zuschauer den Film von Anfang bis Ende genießen. Nur so können alle den Streifen auskosten.
No one … BUT NO ONE … will be admitted to the theatre after the start of each performance of Psycho.
Über diverse Kanäle wurde diese Regel im Vorfeld den Leuten beigebracht. Und sie haben sich daran gehalten. Hitchcock selber hatte diese Regeln nicht nur aufgestellt, sondern auch eingesprochen. So säuselte er mit seinem britischen Akzent den Zuschauern, die in der Schlange zum Kino standen, noch zu, er würde sich für dieses Verhalten entschuldigen, er habe aber nur das Beste für die Kinogänger im Sinn.
Wenn man dann in die Kinos kam, wurde man noch einmal belehrt, sogar mit einem „Polizisten“:
We won’t allow you to cheat yourself! You must see PSYCHO from beginning to end to enjoy it fully. Therefore, do not expect to be admitted into the theatre after the start of each performance of the picture. We say no one – and we mea no one – not even the manager’s brother, the President of the United States, or the Queen of England (God bless her)!
Das ist so unglaublich! Aber es hat funktioniert. Heute könnte man das den Kinogängern nicht zumuten. Ich kenne ja die Spacken, die im Kino hocken. Was gäbe das für einen Aufschrei!
Nebenbei hatte sich diese ungewöhnliche Bevormundung seinerzeit auch für Paramount gelohnt. Gerade durch die Aufstellung der Regeln — verstärkt dadurch, dass es der Regisseur selber war, der da sprach —, gab es natürlich eine mordsmäßige Publicity.
Hier der Film, der das alles beweist:
Hitchcock spricht wieder
Im Vorfeld zum Film Hitchcock, mit Anthony Hopkins in der Hauptrolle, und in Erinnerung an die „Maßregelung“ durch den Master of Suspense zum Original-Start von Psycho, hat man sich etwas Nettes einfallen lassen. Hopkins, der übrigens den Tonfall von Hitchcock sehr schön nachmacht, stellt die Regel auf: „Schaltet Eure Mobiltelefone ab!“ Und SMS-Schreiben oder Twittern ist auch nicht … Gelungen! 🙂
Der Film Hitchcock (auch: Hitchcock and the Making of Psycho wie der Drehbuchtitel lautet), kommt Anfang 2013 in die Kinos. Neben Hopkins sind Scarlett Johansson, Jessica Biel, Helen Mirren, Danny Huston und James D’Arcy zu sehen.
Erster Teaser zu „Carrie“ mit Chloë Grace Moretz
Steven King hat schon viele Bücher in seinem Leben geschrieben, Carrie war das erste, das veröffentlicht wurde. Zwei Jahre nach dem Erscheinen wurde das Buch mit Sissy Spacek als gehänselte Schülerin und Piper Laurie als ihre fanatische Mutter verfilmt. Darüber, dass im Deutschen mal wieder ein selten dämlicher Beiname (Des Satans jüngste Tochter) angehängt wurde, lassen wir uns mal nicht aus. Im Grunde zeigt es nur, dass bei den Deutschen irgendwas nicht stimmt …
Wie bei so vielen erfolgreichen Filmen, wird auch Carrie, damals unter der Regie von Brian De Palma, wieder aufgelegt. Es fehlt eben an Ideen, da greift man halt auf solche Streifen zurück.
Nachdem Chloë Grace Moretz bereits in Let me in, dem Remake des schwedischen So finster die Nacht, mitgespielt hat, darf die junge Hit Girl-Schauspielerin nun auch wieder die Hauptrolle in einem weiteren, blutigen Remake spielen. Carrie, diesmal unter der Regie von Kimberly Peirce, erscheint im Sommer 2013 in den deutschen Kinos. Hier der erste Teaser:
Wie gesagt, das ist nur ein Teaser, der zeigt noch nicht viel. Wie der Trailer „damals“ aussah, das seht Ihr hier:
Mal schauen, wie viel Splatter in dem neuen Film steckt. Wird das Remake auch einen dümmlichen Zusatztitel haben? Ich bin übrigens mal gespannt, wie intensiv und verstörend Julianne Moore die fanatische Mutter gibt. Denke, das kann sie gut.
Und ich muss mir wegen Vergleichsmöglichkeiten dann wohl auch mal das Original geben …
„Proof of Concept“-Video für Looper
Rian Johnson, der Regisseur von Looper, Brick und Brothers Bloom, zeigt auf seiner Seite ein „Proof of Concept Video“ für seinen neuesten Film. Noch bevor die Dreharbeiten zu Looper angefangen haben, oder auch nur ein Schauspieler gecastet wurde, entstand dieses Video. Rian Johnson wollte damit den Ton und die Richtung des SciFi-Films vorgeben. Dazu bediente er sich diverser Filme, wie z.B. Sieben, Star Trek oder Blade Runner. Eine Technik, die wohl oft eingesetzt wird.
Auf seiner Seite erklärt Johnson den Fake-Trailer so:
This is a strange curiosity I thought might be interesting – just after I finished the script for Looper but before we began preproduction I asked Joe to record some voice-over, and with help from my friend Ronen Verbit constructed this “fake trailer” using clips from other movies. This is a fairly common thing to do when you’re trying to get a movie off the ground, but it was the first time I tried it. It was meant to show more some of the film’s tone, and to show how the odd concept could be presented in a clear and compelling way in the marketing. Zach Johnson did the sketches. Note that we hadn’t begun the casting process yet, and the clips were chosen just based on their visuals and not by who is in them.
Eine phantastische Reise in der Katholischen Akademie Hamburg
Es war erneut ein schöner Abend beim Flexiblen Flimmern. Diesmal traf sich die illustre Runde von Film-Freunden in der Katholischen Akademie im Herrengraben. Wenn man Der Clou in einem Casino zeigt, verstehe ich die thematische Beziehung, wenn man aber einen SciFi-Film in einer katholischen Akademie zeigt, entzieht sich mir der Sinn. Moviejunkie Thorsten meinte noch im Vorfeld schmerzhaft, dass beide – Film und Kirche – Science Fiction seien.
Natürlich hatte sich Veranstalter Holger Kraus etwas bei der Auswahl der Räumlichkeiten gedacht. Der von außen unscheinbare Bau der Akademie birgt nämlich „ein Geheimnis“ architektonischer Natur. 1973 wurde das Gebäude, das im Stil des Brutalismus gebaut ist, eingeweiht. Damals war Stahlbeton „in“. Und man hat auch in futuristischen Formen gedacht. Das spiegelt sich im Äußeren und im Inneren wider. Es gab eine entsprechende Führung, die ich aber nicht mitgemacht hatte, da ich gerade von auswärts angereist kam und mit Koffer dort auflief.

Der Bau ist wohl recht farbenfroh, was ich zumindest für den Vorführraum bestätigen kann. An der Decke sind blau gestrichene Waben aus Betonträgern, die rote Deckenelemente einfassen. An den Streben wiederum hängen seltsam anmutende Leuchten, die an Raumschiffe erinnern. Das passte also alles wunderbar zu dem gezeigten Film Die phantastische Reise aus dem Jahr 1966.
Kraus hat sich einmal wieder viel Mühe gegeben und das passende „drumherum“ gefunden. Nicht nur die Akademie, die das richtige SciFi-Feeling vermittelte, sondern auch die Requisiten, wie menschliches Modell, medizinische Lehrplakate und einen Schädel auf der Bühne.
Vor dem Film ließ Kristina Sassenscheidt vom Hamburger Denkmalschutzamt noch „ein paar Worte“ zur Architektur und der Problematik fallen, dass man in Hamburg sehr schnell mit der Abrissbirne sei. Dabei werden auch Bauten aus einer noch nicht so lange zurückliegenden Epoche gerne dem Erdboden gleich gemacht, nur weil sie „nicht gefallen“. Stimmt schon. Ein seltsam eckiger 70er-Jahre-Bau aus Stahlbeton ist nicht das, was man als „schön“ erachtet. Aber es ist ein Teil der Architektur- und Stadtgeschichte. Die Katholische Akademie steht deshalb unter Denkmalschutz. Etwas, worüber ich mir bei dem Projekt Denkmal Hamburg bewusst keine Gedanken mache.
Unterm Strich war es wieder einmal ein schöner Abend. Der FIlm war so unglaublich schlecht, dass man sich vor Lachen kaum halten konnte. Und dank dem Flexiblen Flimmern konnte man den Streifen nicht nur in passender Umgebung sehen, sondern auch auf Großleinwand. Müsste ich mir den Film auf einem kleinem Fernsehen anschauen – und ohne ein so ausgelassenes Publikum –, ich würde schnell ausschalten, weil Die phantastische Reise so mies ist.
Bevor der Film anlief, gab es noch den „Kurzfilm“ Hamburg – Great City on a Great River — Passend zum Thema Architektur der 70er und passend zu Hamburg. Ein Film, der uns schon auf die seltsame Bildsprache der Zeit einstimmen sollte.
Hamburg – Great City on a Great River from Friedemann Wachsmuth on Vimeo.
Das Fantasy Filmfest 2012 war gut. Aber fantastisch?
Jedes Jahr dieses Highlight für Kinokenner wenn das Fantasy Filmfest in die Stadt kommt. In sieben Städten werden in den Kinos die (meist) kleinen Säle freigeschaufelt und von Mittag bis Abend Filmverrückte eingesperrt. Zwischen den einzelnen Vorstellungen werden alle aus dem Saal gefegt, man zählt bis zehn und dann geht die Tür schon für die nächste Vorstellung wieder auf. Manche Leute lassen gleich — in bester Mallorca-Manier — ihre Jacken liegen, um den Sitzplatz zu behalten.
Dieses Jahr gab ich mir von den sieben Tagen „nur“ sechs. Während ich in früheren Jahren auch mehrere Vorstellungen pro Tag mitgemacht habe, waren es diesmal nur je ein Film pro Tag. Immerhin schlägt der Spaß auch finanziell ins Gewicht. 9 Euro pro Karte, macht in diesem Fall 54 Euro. (mehr…)