Letzte Sneaks im Streit’s – So war es
Nun ist es geschehen. Im Streit’s lief nach 256 Mal die letzte englisch-sprachige Sneak. Die treue Zuschauerschaft lief schon Monate zuvor Sturm. Es half nichts. Am 4. März wurde der Sneak-Vorhang final zugezogen. Doch bevor das volle Haus die letzte Vorstellung sehen konnte, galt es – wie immer – einige Rituale zu absolvieren. Mit einigen kleinen Abänderungen …
Normalerweise wurde vor einer Sneaks im Streit’s eine Reihe von Trailern gezeigt. Früher gab es alte und neue Trailer im Wechsel zu sehen, irgendwann wurden alle neuen am Stück vorgeführt, gefolgt von allen alten. Die alten Trailer gaben dabei stets einen Hinweis auf den Film, der in der Sneaks gezeigt werden würde. Entweder trat in den alten Trailer ein Schauspieler auf, der dann auch im Hauptfilm zu sehen war, oder der Regisseur war der selbe. Die letzte Sneaks war etwas Besonderes. Zuerst liefen THX- und dts-Soundtrailer. Erst drei, dann mehr. Schnell wurde klar: Die Scherzkekse vom Streit’s wollten einfach noch einmal alle möglichen, noch zur Verfügung stehenden Sound-Trailer zeigen. Nach dem – gefühlten – 15. Trailer wird es dann auch wieder lustig.
Die große Besonderheit kam dann auf die Sneak-hungrigen Filmfreunde zu, als die Film-Trailer anliefen. Der erste Trailer war für den sehr seltsamen Film Prostitution International. Große WTF-Gesichter bei den Zuschauern. Uns wurde zudem noch Bambi, Spiel mir das Lied vom Tod, Der Exorzist und schließlich E.T. gezeigt. Wer hätte da sagen können, wo die Gemeinsamkeiten zwischen diesen Filmen besteht? Wer?
Der Abschied
Nach den Trailern ging das Licht an und „die üblichen Verdächtigen“ traten auf die Bühne. Nur Simon fehlte. Nach einer kleinen Einführungsrede von Jim Lancy, kam auch Kasi auf die Bühne vor dem Vorhang. Er erklärte dem Publikum wie der ungewöhnliche Trailer-Mix zustande kam: Alle anderen Trailer wurden bereits zuvor an das Filmmuseum Hamburg abgegeben (Wusste nicht, dass wir so was haben …). Was man uns zeigte, war schlicht und ergreifend „der Rest“, sozusagen all die Filmtrailer, die niemand wollte und noch auf dem Fußboden lagen. Also gab es keinen Hinweis auf den folgenden Hauptfilm.
Die auf freiwilliger Basis Arbeitenden verabschiedeten sich brav und bekamen auch zurecht Applaus. Eine Bühne wird es im Passage, in die die Sneak zunächst ziehen wird, nicht geben. Also war es vorerst das letzte Mal, dass die Moderatoren auf der Bühne stehen konnten. Es gab die übliche Auktion und auch die Süßigkeiten schmeißende Jana fand noch einmal Erwähnung. Ebenso – und das ist wichtig – wurden die Filmvorführer Jens und Frank-Oliver gewürdigt.
Die letzte Sneak war also zunächst sehr skurril, dann klassisch. Abschließend wurde es schon ein wenig traurig. Die Sneaks, die Streit’s-Sneak muss im Streit’s-Haus sein – doch das ist nun Geschichte.
Der letzte Film im Streit’s, der letzte Überraschungsfilm, war dann übrigens Hitchcock mit Anthony Hopkins und Helen Mirren in den Hauptrollen. Ein gelungener Abschluss für eine Gesellschaft, die Filme gerne mag. Immerhin ist Hitchcock einer der wichtigsten Regisseure und hat und viele wunderbare Filme geschenkt. So, wie das Streit’s uns – mal mehr, mal weniger – schöne Sneaksstunden beschert hat.
Die beliebtesten Sneaks – laut Publikumsbewertung – waren in den fünf Jahren, die die Sneak im Streit’s lief folgende Streifen: The Dark Knight, Inception, The Hangover, Gran Torino und Hysteria.
Sneak in der Passage
Wie jeder weiß, muss man für die Sneaks eine Woche im voraus die Karten besorgen. Zum Glück wusste ich, dass am 11. März die Sneaks erstmals im Passage gezeigt wird. Was mache ich also? Ich bin brav am Montag gegen 14.30h schnell zum Passage gefahren, um die erste Passage-Sneak mitzuerleben. Kurz nach dem Betreten des Passage steuerte ich zielstrebig auf die junge Dame hinter dem Schalter zu. Ich fragte nach Karten für die Sneak – und die rehäugige Angestellte schüttelte nur traurig den Kopf, die Sneak-Karten würden erst ab 18h verkauft. Was soll das denn bitte? Einen schlechteren Start für die Sneak kann es kaum geben. Kartenverkaufverweigerung …
Kurzfilm R’ha als Vorlage für die große Leinwand?
Es gibt viel zu wenig SciFi-Filme im Kino! So, das musste mal raus. Außerdem – das wurde mir heute erst wieder von einem Kollegen bestätigt – gibt es kaum etwas Neues im Kino. Immer die selben Kisten. Das liegt daran, dass die Studios nicht mutig sind. Heute muss jeder investierte Dollar auch wieder mit Gewinn eingespielt werden. Da bleibt keine Zeit für Experimente. Schade. Und SciFi ist eh so ein Wackelkandidat. Zumal, wie es heißt, das Genre des Sciencefiction ein sehr kostenintensives ist.
Um so überraschender, wenn dann doch von Zeit zu Zeit ein Film entsteht, von dem man nie gedacht hätte, dass daraus etwas wird. Wer wusste, dass der Erfolgsfilm District 9 auf einem kleinen Independent-Kurzfilm basierte? Die Vorlage hieß Alive in Joburg. Herausgekommen ist ein von vielen hoch gelobter Streifen, der im Endeffekt 115,5 Mio Dollar eingespielt hat (bei 30 Mio Dollar Produktionskosten).
Ein weiterer Kurzfilm könnte es auf die große Leinwand schaffen. Der deutsche Student Kaleb Lechowski hat im Rahmen seines Studiums an der Berliner Mediadesign Hochschule den Kurzfilm R’ha geschaffen. Das Ganze schaut so cool aus, dass man den 22-Jährigen nun nach Hollywood eingeladen hat. Wollen wir doch mal sehen, was dabei herauskommt. Hier schon mal der computeranimierte Film R’ha, der sich dadurch auszeichnet, dass er keine Menschen als Protagonisten hat. Eine Alien-Rasse liegt im Krieg mit Maschinen, die aufbegehrt haben. Das riecht ein wenig nach Matrix? Ja. Oder Skynet von Terminator? Ebenfalls ja. Ist aber dennoch ganz ansehnlich:
Filme, die ich 2012 nicht sah
Die Filme habe ich 2012 nicht im Kino gesehen, weil sie in 3D liefen. Manchmal (!) gibt es zwar auch eine 2D-Vorstellung, die läuft dann jedoch in der Kindervorstellung um 14h, wo ich als Arbeitnehmer schlecht ins Kino gehen kann.
- Underworld Awakening
- John Carter – Zwischen zwei Welten
- Clash of Titans 2
- The Amazing Spider-Man
- Der Lorax
- Merida – Legende der Highlands
- ParaNorman
- Dredd
- Hotel Transsilvanien
- Life of Pi: Schiffbruch mit Tiger
- Ralph reicht’s
Das sind die Filme, die mir spontan einfallen. Da waren bestimmt noch weitere Streifen, um die ich mal mehr, mal weniger schweren Herzens einen Bogen drum gemacht habe. Rechnet Euch selber aus, was Euch an Geld durch die Lappen gegangen ist … Am meisten bedauere ich es ja noch bei Merida, den wollte ich wirklich gerne gesehen haben.
Irgendwann gehe ich nicht mehr ins Kino
Immer öfter nagt dieser Gedanke an mir. Wie wäre es, einfach nicht mehr ins Kino zu gehen? Als das Kino-Sterben anfing, als die Leute den dunklen Sälen mit den Silberleinwänden fern blieben und lieber gar nichts geguckt haben, oder sich die Filme „irgendwie“ aus dem Internet besorgten, oder einfach gewartet haben, bis die Filme auf Datenträger wie der DVD erschienen sind – da bin ich fleißig ins Kino gegangen. Kinobetreiber jammerten über rückläufige Besucherzahlen, doch ich bin brav hin gegangen.
Aber vielleicht ist jetzt auch bei mir langsam der Punkt erreicht, wo ich dem Kino den Rücken kehre. Der Hobbit ist ein gutes Beispiel für das „Warum nicht mehr ins Kino gehen“. Nach der Herr der Ringe-Trilogie war man natürlich verwöhnt, die Ansprüche hoch. Als die Ankündigung kam, Peter Jackson wolle das Kinderbuch (!) Der Hobbit verfilmen, ging bei mir die erste Augenbraue hoch. Als es dann hieß, er wolle zwei Filme daraus machen, ging die zweite Braue hoch. Schließlich sollen es nun drei Filme werden.
Warum das so schlimm ist? Weil es vielleicht für Herrn Jackson eine Herzensangelegenheit ist, es schmeckt jedoch mehr nach Abzocke. ‚Lasst uns die Geschichte unendlich dehnen, dann müssen die Leute eben dreimal Geld bezahlen.‘ Und was sie für Geld bezahlen!!
Am Kinotag sollte der Kinogang eigentlich günstiger sein. Wir bezahlten dennoch 13,10 € für die Tolkien-Verfilmung. Am Kinotag! Das kommt durch Überlängenzuschlag, 3D-Zuschlag und was weiß ich noch für Zuschläge. Es gibt doch kaum noch einen Eintrittspreis. Dieser wird immer öfter künstlich aufgebläht. Ich mag 3D nicht, ich fand die HFR bei Der Hobbit störend, weil man sah, dass alles im Studio aufgenommen ist. Und dafür soll ich extra zahlen? Für eine zerstörte, kaputte Illusion? Plus – wie in diesem Fall – für eine künstliche Verlängerung der Geschichte?
Langsam schaffen es die Kinos, bzw. die Filmstudios, dass ich alter Moviejunkie, wegkomme von meinem Stoff. Oder zumindest die Ersatzdrogen nehme. Das wäre in diesem Fall: Warten bis der Film auf Datenträger rauskommt und dann in aller Ruhe zuhause schauen. Da ist niemand hinter mir, der seiner dummen Begleitung jeden Satz erklären muss, da stört niemand mit dem Mobiltelefon, da stinkt es nicht nach Nachos. Ja, dann warte ich eben. Dafür gebe ich aber nicht mehr so viel Geld aus. Das „Erlebnis Kino“ ist mittlerweile nicht mehr so toll und hat ganz viel bitteren Beigeschmack. Schade ist es, aber wenn die Studios weiter auf ihrer „wir treiben die Preise künstlich in die Höhe“-Schiene fahren, bin ich irgendwann raus. In 2012 habe ich jedenfalls einige Filme nicht im Kino gesehen, weil es mir zu teuer oder zu dumm (3D) war.
Wir wollen Geschichten im Kino sehen
Die Filmindustrie krank heutzutage an vielen Ecken. Wir sehen ein Remake nach dem anderen – weil den Studios jede Investition zu riskant ist. Es muss jeder Cent wieder eingespielt werden. Also setzt man auf Dinge, „die schon mal gut liefen“. Neue, originelle, verrückte Geschichten – und um die geht es doch im Kino, um Geschichten – findet man jedenfalls kaum noch bei den großen Filmen. Es sind eher kleine Indie-Filme, die einen heutzutage noch überraschen. Aber auch da muss man suchen.
Ich wollte z.B. dieses Jahr den Film Premium Rush mit Joseph Gordon-Levitt gesehen haben. Ja ist von Columbia, also kein kleines Label, aber immerhin. Die Geschichte schien interessant, kein 3D – was will man mehr? Allerdings: Der wurde allen Ernstes nicht in Hamburg gezeigt! Stattdessen werden die hochpreisigen Filme gezeigt. Man fühlt sich als Marionette der Filmstudios, oder besser als Kuh, die zu nichts anderem da ist, als gemolken zu werden. Ich bin nicht mehr umgarnter Kunde, sondern Cashcow.
Dabei geht es offensichtlich auch anders. So sah ich den Blockbuster The Avengers im Dresdner Ufa-Palast nicht nur in 2D *wow*, sondern auch zu unschlagbaren 7 €.
Es ist jedenfalls sehr bedauerlich – aber irgendwann bin ich raus. Kein Kino mehr. Ich trauere jetzt schon.
Das endgültige Aus für das Streit’s Hamburg
Bis März 2013 haben wir noch Zeit, im Streit’s Filme zu sehen. Dann ist Schluss und der letzte Vorhang fällt. Überraschend kam es nicht, immerhin war das Ende angekündigt, aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Unterschriften wurden gesammelt, die Betreiber des Kinos führten Verhandlungen — nichts half. Der Vermieter will zu viel Geld haben. Zwar ist das Streit’s immer gut besucht, vor allem die Sneaks-Preview am Montag ist stets ausverkauft, aber bei den Forderungen des Vermieters lässt sich nicht mithalten.
Alles muss raus
Mobiliar, Projektor, Lüftung, sogar die Lounge muss raus. Christoph und Peter Reimers von der Streit’s Grundstücksgesellschaft wollen kein Kino haben. Selbst die Versuche von Cinemaxx-Chef Flebbe aus dem Streit’s ein Premium-Kino zu machen, stießen auf taube Ohren. Sogar die Kulturbehörde soll sich eingeschaltet haben, doch der Vermieter hat ein „Einzelhandels-Konzept“ im Kopf. Wird das ehrwürdige Streit’s einem weiteren Budni-Laden weichen? Die können sich die Mieten bestimmt leisten.
Große Angst Abriss
Wohin mit dem Streit’s? Es ist derzeit das einzige Kino, das in dieser selbsternannten Weltstadt Filme im englischen Original spielt. Geht man über die Straßen von Hamburgs Innenstadt, hört man an allen Ecken englische Zungen. Die wollen doch in diesem „Tor zur Welt“ auch einmal ins Kino gehen. In meiner Firma haben wir viele englischsprachige Kollegen. Bedarf ist da! Wo soll man sich seine Portion „Original“ abholen?
Streit’s-Geschäftsführer Fock sucht für sein Kino neue Räume. Aber selbst wenn das Streit’s, das seit 1956 Filme zeigt, wie von mir vermutet in die Räumlichkeiten des ehemaligen Savoys am Steindamm zieht (erst 2014), wo gerade das Metropolis nach seinem Exil raus ist — es wäre nicht das Selbe. Zum einen: Wer will „hinter den Hauptbahnhof“, in diese Schmuddelecke, um einen englischen Film zu sehen? Und davon abgesehen wäre es nicht richtig. Das Streit’s-Kino gehört ins Streit’s-Haus! Punkt. Ende.
Nun könnten die Brüder natürlich auch den ultimativen Overkill verursachen und das ehrwürdige Gebäude – hier wurde 1841 das erste Mal das Deutschlandlied öffentlich gesungen – einfach komplett abreißen. Leider steht das Gebäude nicht unter Denkmalschutz. Das wäre sogar noch eine schlimme Tat oben drauf. Und die Reimers-Brüder dürften sich gewiss sein, dass sie das erst recht zu Buhmännern machen würde.
Danach hätten sie keine Freunde mehr …
Es ist extrem schade, dass das Streit’s gehen muss. Genauer: Es ist eine Schande!
Angriff der Kleine-Mädchen-Fantasy
Einst gab es Fantasy als Genre. Man stellte sich in einen Buchladen – ja, die gibt es noch – und hatte ein, zwei Regale voller Fantasy-Romanen. Doch dann kam die Meyer und ihre unsägliche Twilight-Saga. Plötzlich wurden die Fantasy-Regale ausgeräumt und man schuf Platz für das die Galle hochkommen lassende Genre der „Romantasy“, einem Mix aus Fantasy und Romance – vornehmlich für pubertierende Mädchen. Das Twilight-Gesocks kommt mir nicht in den DVD-Player oder gar auf die Kinoleinwand meines Vertrauens. Doch schon geht es weiter.
Stephanie Meyer hat nach ihrer Romantasy-Attacke nun das Genre des SciFi auf dem Kieker. In The Host wird eine Alien-Geschichte *YEAH* mit Kleine-Mädchen-Liebesgeschichte vermengt *BUUUH*. Schade finde ich, dass Saoirse Ronan, die beeindruckend in In meinem Himmel, Wer ist Hanna? oder Violet & Daisy gespielt hat, nun diesen dunklen, zuckersüßen Weg geht.
Im Sommer 2013 kommt dann noch eine erfolgreiche Romanverfilmung in die Kinosäle: The Mortal Instruments: City of Bones. Womit wir wieder bei Fantasy für kleine Mädchen sind. Wobei ich gleich sage, das Buch kenne ich nicht und somit habe ich noch etwas Hoffnung, dass es nicht nur um Herzschmerz geht, sondern um „echte“ Dämonenjagd. Das erinnert ein wenig an Constantine, der es auch mit Dämonen und Engeln zu tun hatte.
Alle Game of Thrones-Fans werden ein bekanntes Gesicht sehen, spielt Lena Headey doch die Mutter der Hauptdarstellerin Lily Collins. Headey spielt Cersei Lannister. Ansonsten hat sie noch Sarah Connor in der Terminator-TV-Sereie gespielt und die strenge Königin Gorgo in 300. Neben den beiden Damen wird man u.a. noch Jonathan Rhys Meyers (Kick it like Beckham) sehen sowie Robert Sheehan (Misfits). Auch spielt Sherlock Holmes‚ wunderbar gelungener Professor Moriarty, auch als Jared Harris bekannt, mit. Wir schauen mal. Eher The Mortal Instruments: City of Bones als The Host, sage ich jetzt mal …